Viele Stolpersteine – viele Apps

Das Projekt Stolpersteine – initiiert von dem Künstler Gunter Demnig – dürfte den Meisten schon einmal begegnet sein. 10 x 10 cm große Steine mit einer Messingplatte oben erinnern an je ein Opfer der Nationalsozialisten. Die kleinen, in den Gehweg eingelassenen Mahnmale befinden sich meist am letzten freiwillig gewählten Wohnorten der Menschen. In über 500 europäischen Orten wurden mit zahlreichen Helfern bis heute zehntauende Stolpersteine verlegt.

Es erscheint von daher naheliegend, mobile Angebote zu schaffen, mit denen die Steine gefunden werden können. Das dachten Andere anscheinend auch schon, denn im deutschsprachigen App Store gibt es gleich vier Apps, die sich damit beschäftigen. Alle enthalten laut Beschreibung eine interaktive Karte, auf der zahlreichen Stolpersteine verzeichnet sind. Damit enden die Gemeinsamkeiten allerdings auch schon fast:

  1. Stolpersteine mobil von Jung von Matt / Fleet
    Neben der Karte [Apple Maps] gibt es eine Namenssuche, die allerdings ein wenig merkwürdig ist: Sucht man nach „Marta“ und tippt auf eines der Ergebnisse, kommt man erst einmal zu einem Leopold, dessen Stolperstein in derselben Straße liegt… Optisch ist die App sehr gut geraten und auch die Idee, die Nutzer noch nicht verzeichnete Stolpersteine selbst nachtragen zu lassen, gefällt mir. Leider lädt die App sehr langsam und enthält nur wenige Informationen zu den Menschen hinter den Namen.
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  2. Stolpersteine Hamburg von Phil Mobile Media Services
    Die Hamburger App kann nach Orten und Namen durchsucht werden und enthält zu verschiedenen Personen umfangreiche, gut geschriebene Biografien. Grafisch ist sie nicht so ansprechend wie „Stolpersteine mobil“ und bei der Suche nach Steinen in meinem Berliner Kiez hilft sie natürlich auch nicht, dafür bietet sie aber die meisten Informationen und läuft sehr flüssig.
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  3. Stolpersteine in Berlin von Option-U Software
    Diese App gibt Rätzel auf: Nachdem man sich auf der Karte eine Person rausgesucht und auf „Biografie anzeigen“ getippt hat, öffnet sich eine in die App eingebettete, grau-braune Internetseite, die definitiv nicht für Smartphones geeignet ist. Nach ein bisschen rumgezoome erfährt man Geburts- und ggf. Deportations- und Todesdatum sowie „Verlegeort“ und „Verlegedatum“ des Stolpersteins. Es gibt keine weiteren Informationen und auch sonst keine nennenswerten Funktionen in der App…
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  4. Berlin Stolpersteine von Kashif Rasul
    Leider habe ich diese App [trotz Neuinstallation, etc.] nicht zum Laufen bekommen…

Es sieht also so aus, als wären die Hamburger am besten weggekommen. Vielleicht wird ja bei den anderen noch ein wenig nachgefeatured…

NACHTRAG: auch München hat inzwischen seine eigne Stolpersteine-App:
Stolpersteine München für iOS
Stolpersteine München für Android

Abb. 1: Icons der vier besprochenen Apps [Links s.o.]

Abb. 2: Stolperstein, Hertha Cohn, Blücherstraße 61b, Berlin-Kreuzberg; Foto von  OTFW [GNU-Lizenz für freie Dokumentation]

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Ein Gedanke zu “Viele Stolpersteine – viele Apps

  1. Martina Bachmann

    Stolpersteine München App
    Mit unserer Dokumentation in Form einer Smartphone-App möchten wir den Opfern der NS-Zeit ein Denkmal setzen: Am letzten freiwilligen Wohnort des Opfers wird der Benutzer der App benachrichtigt, sobald er sich mit seinem Mobilgerät in der Nähe befindet und kann eine Biographie, Fotos, weitere Dokumente – soweit vorhanden – und Informationen über Deportationsziel und Schicksal des Menschen abrufen, der hier einmal lebte.
    Juden, Sinti, Roma, Politisch Verfolgte, Homosexuelle, Zeugen Jehovas und Euthanasieopfer bekommen einen Namen, ein Gesicht, eine Biographie und:
    Eine Adresse in einer Strasse, die Münchner Bürger und Besucher der Stadt Tag für Tag entlang gehen, bislang ohne sich dabei etwas zu denken….. Eine Übersichtskarte zeigt die Positionen und führt den Benutzer an die entsprechende Stelle. Doch auch von zu Hause oder außerhalb von München können diese digitalen Stolpersteine angeklickt und die Biographien gelesen werden.
    Für Münchner Bürger, Touristen, Historiker, Schulklassen und kommende Generationen ist die App ein hervorragendes Werkzeug gegen das Vergessen. Und die App wird ein Mahnmal sein, dass so etwas nie wieder geschehen darf.

    Mit der Stolpersteine München App wollen wir das Schicksal der NS-Opfer ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken, den Opfern ein Gesicht und eine Biographie geben und vor allem junge Menschen für das Thema zu sensibilisieren.

    Die App wird kostenlos über die App-Stores aller gängigen Mobiltelefon-Plattformen zur Verfügung gestellt.

    Martina Bachmann
    http://stolpersteine.partcours.de